Späte Ehrung für Rommel

Genau fünf Jahre ist es am 7. November 2018 her gewesen, dass Manfred Rommel starb. Und aus diesem Anlass ist –  anderthalb Wochen vor dem 90. Geburtstag Rommels am 24. Dezember 2018  – doch noch ein Platz nach dem früheren Stuttgarter Oberbürgermeister benannt worden, den zu Lebzeiten weltweit viele kannten und den viele schätzten. Warum ihn so viele respektierten? Weil er der Sohn des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel war – und weil sein Name doch ganz anders besetzt war als der des Vaters, der lange Zeit Adolf Hitlers Lieblingsoffizier war, bis er schließlich – oder vielleicht sollte man sagen: endlich – auf Distanz ging. Dies nämlich erst, als Deutschland schon am Abgrund stand. Rommel junior ist nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs engagierter Demokrat und Versöhner geworden – und ein veritabler Repräsentant Stuttgarts in der Welt. Umso erstaunlicher, dass sein Nachnachfolger als OB, der Grüne Fritz Kuhn, die Ehrung Manfred Rommels stärker beförderte als die CDU, die ihrem Parteifreund Rommel viel zu verdanken hat. Ja, zeitweise musste Kuhn die symbolische Würdigung Rommels durch die Benennung eines Platzes gar gegen die CDU betreiben, nachdem er schon die Schaffung eines Manfred-Rommel-Stipendiums durch die Stadt und – Jahre zuvor – die Benennung des Flughafens nach Manfred Rommel ermöglicht hatte. Für steten Nachdruck hatte freilich ein früherer Weggefährte Rommels gesorgt: Klaus Lang, der ehemalige Erste Bürgermeister Stuttgarts  und Mitstreiter Rommels. (Lesen Sie zum Thema Rommel auch meinen Beitrag im Digitalen Topografischen Stadtlexikon der Stadt Stuttgart:
http://www.stadtlexikon-stuttgart.de/article/455435a6-0b70-44ce-b989-2833dca55c96/Manfred_Rommel_%281928-2013%29.html) 

Der einstige Publikumsliebling im Museum

Rund vier Monate konnte man sich, beginnend kurz vor Rommels 90. Geburtstag am 24. Dezember 2018,  seine Persönlichkeit im Stuttgarter Stadtpalais in Erinnerung rufen – wer Manfred Rommel war, wie er tickte und weshalb ihn weite Kreise der Stuttgarter Bevölkerung schätzten. Dann ging die Sonderausstellung im Stadtmuseum auch schon wieder zu Ende.

http://www.stadtpalais-stuttgart.de/1998.html
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.in-stuttgart-in-einer-ausstellung-letzte-station-fuer-manfred-rommels-auto.42e36782-2038-4bfd-a8fe-daa2619a0ba7.html

Wiedergutmachung – Schluck für Schluck

Alexander Kotz, Chef der CDU-Gemeinderatsfraktion im Stuttgarter Rathaus, trinkt seit einiger Zeit oft und gern aus einer Manfred-Rommel-Tasse. Man darf das getrost als Zeichen einer Läuterung betrachten. Denn Kotz, der Rommel nicht wirklich persönlich kennengelernt hatte, war überhaupt nicht im Bilde, als im Rathaus die Überlegungen in  Gang kamen, den früheren Stuttgarter OB doch noch mit der Benennung eines Platzes oder einer Straße auf seinen Namen zu ehren. Kotz ließ das Thema schleifen, und auch der CDU-Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann konnte oder wollte offenbar nicht erfolgreich intervenieren. Die Strafe folgte auf dem Fuße. Am Ende mussten sie erleben, dass im Gemeinderat neben OB Kuhn vor allem Jürgen Zeeb von den Freien Wählern die Initiative ergriff. Und dass alle Welt vor Augen geführt bekam: Zu Lebzeiten von Rommel hatte sich die CDU gern in seinem Ansehen gesonnt, ja, waren Wahlkämpfer oft in sein Familienheim gepilgert, um sich dort die Unterschrift unter ein Wahl-Bekennerschreiben zu holen. Nach dem Motto: Wenn man von Manfred Rommel empfohlen wird, bringt das zusätzliche Prozente. Und dann konnte sich die örtlichen CDU-Funktionäre aber nicht entschließen, nach Rommels Tod sein Ansehen zu pflegen, während man sich im Falle des Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker sehr viel aktiver gekümmert hatte. Am Ende gestand sich Kotz allerdings ein, dass sein lascher Umgang mit dem Wunsch nach Rommels Ehrung wahrscheinlich seine bisher größte politische Instinktlosigkeit war.